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Zufriedenheit erlangen mit dem passiven Weg

In meinem vorigen Blogbeitrag ging ich kurz auf den offensiven und den passiven Weg zur Zufriedenheit ein.

Bei einem offensiven Weg setzen wir uns hohe Ziele und versuchen die mit großem Einsatz zu erreichen.

Dies ist vor allem in den westlichen Industrieländern weit verbreitet, da sich hier allgemein mehr um das Individium dreht.

Experten raten nun, basierend auf den Büchern der Philosophen der Antike und aus östlichen Lehren, dem defensiven Weg mehr Achtung zu geben.

Mit diesem erreichen wir eine langanhaltende Grundstimmung der Zufriedenheit. Diese beruht auf unseren persönlichen Einstellungen.

 

Was sind die Wege dahin? Wie erlangen wir wirkliches Glück - Zufriedenheit - mit dem defensiven Weg?

 

Dafür gibt die Psychologin Susi Reinhardt in "Psychologie heute 01/2014" folgende Tipps:

- Gelassenheit üben

- Gefühle einladen

- Nicht bewerten

- Ziele überprüfen

- Vorsicht beim Vergleichen

- In der Gegenwart leben

- Sich selbst mit Distanz betrachten

- Die Anspruchshaltung aufgeben.

 

Gelassenheit üben: Eine sehr wichtige Aufgabe. Wir haben in unserem Leben immer eine sehr große To-Do Liste. Sei es im Privaten, oder im Beruf. Wir möchten immer optimieren und verbessern. Die Kunst besteht darin, trotz den langen Listen sich nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wir müssen erkennen, was realistisch und in Ruhe machbar ist. Ruhe, Gleichmut, Geduld und Gelassenheit. Wichtige Eigenschaften in einer hektischen Zeit. 

Wer es nicht schafft, auch einige To-Do Punkte auf einen geeigneten Zeitpunkt zu verschieben, wird sich auch an einem erreichten Zwischenziel nicht erfreuen können. Wenn ich als Projekt die Gartenverschönerung sehe, die für mich zu langsam Fortschritte macht, kann ich mich auch am schönen Beet nicht oder nur kurz freuen.

Wir dürfen uns nicht an einzelnen Zielen oder Träumen festhalten, sondern immer auch für Alternativen offen bleiben.

 

Gefühle einladen: In unserem Leben können wir nie alles unter Kontrolle halten. Es gibt zu vieles, was wir nicht beeinflussen können und uns einen Strich durch unsere Rechnung machen. Sei es im Beruf, in der Partnerschaft oder in der Gesundheit. Daher müssen wir uns den gegebenen Umständen stellen.

Der Zenexperte Ezra Bayda empfiehlt die "Strategie der drei Fragen" im Umgang mit sochen Umständen oder unerwünschten Gedanken und Gefühlen: "Höre in unklaren Gefühlszuständen in dich hinein: Bin ich im Moment völlig zufrieden? Wenn nicht, stelle die Frage 2: Was hemmt meine Zufriedenheit in diesem Augenblick? Dann die letzte Frage: Kann ich das Gefühl, das meine Zufriedenheit in diesem Moment blockiert, akzeptieren?" 

Können wir dies umsetzen, dann schaffen wir es die Differenz zwischen unserer Idealvorstellung und den tatsächlichen Gefühlen zu verringern. Wir müssen das Akzeptieren, was wir nicht kontrollieren können.

 

Nicht bewerten: Über sich selbst oder über andere zu urteilen ist ein großes Hindernis zur Zufriedenheit. Gelingt es uns neutral auf Dinge und Geschehnisse zu schauen, vermeiden wir eine negative Einschätzung. Schaffen wir es, die Bewertung sein zu lassen, sind wir offener für die Vielfalt der Welt. Wir sind ebenfalls offener für andere Menschen und Meinungen. Vermieden wird innere Unruhe durch äußere Situationen, Gedanken oder Meinungen.

 

Ziele überprüfen: Ein Modell von Jochen Brandstädters sagt, dass wir immer zwei Möglichkeiten haben, zufrieden zu werden: Wir können uns Ziele setzen und sie verfolgen oder sie aufgeben bzw. der Situation anpassen. Wer nicht in der Lage ist zu erkennen, ob ein Ziel wirklich erreichbar ist, läuft in Gefahr ein zu hoch gesetztes Ziel sehr lange zu verfolgen. Studien zeigen: Depressive Menschen trennen sich schwer von zu hohen Zielen. Sie sagen oft: "Ich wollte das unbedingt und jetzt sieht es so aus als ob es nicht gelingt. Aber ich bleibe trotzdem dran." Daher ist es enorm wichtig, realistische Ziele zu setzen und weiterhin die Erreichbarkeit der Ziele regelmäßig prüfen und ggf. anpassen.

An Gemeinschaft aufgerichtete Ziele machen uns zudem zufriedener als materielle Ziele.

 

Vorsicht beim Vergleichen: Wer sich mit besser gestellten Menschen vergleicht, dem droht Unzufriedenheit. Wer sich mit Mitmenschen auf Augenhöhe vergleicht fährt besser. Hat ein Nachbar mehr Besitz, ein größeres oder neueres Haus, einen grüneren Rasen, macht uns das neidisch. Wenn wir uns mit unserem Freund vergleichen, dessen Auto ebenfalls 12 Jahre alt ist, fühlen wir uns wohler. Unser Zufriedenheit hängt stark von unseren Maßstäben ab.

 

In der Gegenwart leben: Ruminierendes Denken - grübeln über einen Vorfall aus der Vergangenheit, nachdenken über mögliche Gefahren in der Zukunft - diese Schleife nicht zu beenden ist ein Kennzeichen von Depression. Dies ist nicht nur sehr belastend, sondern auch völlig unnütz und wirkt sich auf unsere aktuelle Gemütslage aus. Es ist wichtig zu prüfen, ob diese Szenarien sich von uns ändern lassen. Falls nicht müssen wir die Schleife unterbrechen. Dies gelingt durch Ruhe finden und sich fragen: "Aber was ist jetzt, in diesem Moment?" Oft kommen wir zu der Erkenntnis, dass es uns im Augenblick eigentlich gut geht.

Achtsamkeitsübungen und Meditation können das ruminierende Denken stoppen.

 

Sich selbst mit Distanz betrachten: Um uns von den eigenen Gedanken zu distanzieren ist die Meditation eine gute Methode. Die Ausweitung der Ich-Grenze kann z.B. eine gesteigerte Einfühlung in die Mitmenschen mit sich führen. Sigmund Freud nannte es das "ozeanische Gefühl", der Psychologe Brandtstädter spricht von "finaler Dezentralisierung". Die Erweiterung der Ich-Grenze ist ein Merkmal der inneren Zufriedenheit: Über den eigenen Horizont hinausblicken, das macht glücklich.

 

Die Anspruchshaltung aufgeben: Wir haben kein Recht auf Glück. Wir werden in unser Leben geboren, müssen Rückschläge hinnehmen. Manchmal kommen auch mehrere Tiefschläge nacheinander. Auf all die Schicksale haben wir keinen Einfluß. Wir müssen unsere Situation akzeptieren und immer wieder das Beste daraus machen. Gerade wenn uns das Leben mehrere Herausforderungen zu meistern gibt ist dafür eine besondere Fähigkeit, die Resilienz, enorm wichtig. Ist diese gut ausgebildet, können wir schwierigere Lebenssituationen besser überstehen.

 

 

In diesem Beitrag bin ich sehr stark auf den Artikel von Psychologin Susie Reinhardt eingegangen.

Ich fand ihn besonders passend bezüglich meinem letzten Blogartikel, in dem ich von dem Defensiven Weg geschrieben hatte.

Zudem finde ich diese oben genannten Punkte enorm wichtig für langanhaltende Zufriedenheit.

 

Und wie immer:  Wir selbst sind einzig für unsere Zufriedenheit verantwortlich. Auch dies müssen wir uns immer vor Augen halten.

 

Bis zum nächsten Mal

 

Schöne Grüße

Volker Roos